Neugeborenendurchfall

Autorin: Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e. V.

Was verursacht Durchfall bei jungen Kälbern?

Die wichtigsten Erreger von Neugeborenendurchfall sind Viren (Rotavirus, Coronavirus) und einzellige Darmparasiten (Kryptosporidien).

In seltenen Fällen und nur bei Kälbern in den ersten fünf Lebenstagen können darmkrankmachende E. coli (Bakterien) zu Durchfall führen.

Was sind die Folgen des Durchfalls für das Kalb?

asset_imageDie häufigsten Erreger des Neugeborenendurchfalls (Kryptosporidien, Rotaviren, Coronaviren) schädigen die Darmschleimhaut.

Dies führt dazu, dass Wasser und Mineralstoffe nicht mehr wie normal aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden können, sondern über den Kot verloren gehen.

Das bedeutet, dass die Kälber so lange Durchfall haben, wie es dauert bis die Darmschleimhaut ausheilt.

Wie wird Kälberdurchfall richtig behandelt?

  1. Ist das Kalb schon in einer Gruppe, sollte es einzeln aufgestallt werden
  2. Solange der Durchfall besteht werden min. 2 x 2 Liter einer guten Flüssigkeits- Elektrolyttränke am Tag zwischen den Milchmahlzeiten verabreicht
  3. Solange die Kälber noch trinken, werden sie normal mit Milch weitergetränkt

Kann man Elektrolyttränken in Milch geben?

Idealerweise werden ein bis zwei Liter der Elektrolyttränke zwischen den Milchmahlzeiten verabreicht.

In jüngerer Zeit werden auch Systeme propagiert bei denen die Elektrolyte in Milch verabreicht werden.

Dies kann bei sehr sorgsamem Vorgehen funktionieren, wenn die Kälber von den ersten Lebenstagen an freien Zugang zu Wasser haben und nur leicht an Durchfall erkranken.

Steht den Kälbern kein Wasser zu Verfügung kann durch die Verfütterung von Elektrolyten in Milch eine lebensgefährliche Kochsalzvergiftung ausgelöst werden.

Wann sollte man einen Tierarzt zu Hilfe rufen?

asset_imageWenn das Kalb sehr müde oder matt ist und nicht mehr trinkt, oder wenn die Augen beginnen einzusinken, ist es unwahrscheinlich, dass es nur mir Elektrolyttränken wieder auf die Beine kommt.

In diesem Fall kann der Tierarzt zusätzlich gezielt durch Infusionen Flüssigkeit, Elektrolyte und Puffersubstanzen zuführen.

Eine Behandlung mit einem Schmerzmittel kann ebenfalls helfen, das Allgemeinbefinden zu verbessern.

Der Tierarzt wird auch entscheiden, ob eine antibiotische Behandlung angezeigt ist.

Nabelentzündung

Autorin: Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e. V.

Über den Nabel und seine Gefäße wird das Kalb in der Mutter zum einen mit Blut versorgt, zum anderen fließt durch den Harngang der Urin des Kalbes aus der Harnblase in die von den Eihäuten gebildete Schleimblase. Sowohl der äußere Nabel als auch die im Bauch befindlichen Überreste der Nabelgefäße können sich nach der Geburt infizieren.asset_image

Die Infektion erfolgt durch allgegenwärtige Eitererreger. Sie zeigt sich durch eine Schwellung und Schmerzempfindlichkeit des Nabels, evtl. auch durch eitrige Sekretion. Oft stehen die Kälber aufgekrümmt, haben Fieber und ein gestörtes Allgemeinbefinden. 

Wird diese Entzündung des äußeren Nabels nicht oder unzureichend behandelt, kann es zu einem Übergang der Bakterien ins Blut und dadurch zu einer nur schwer zu behandelnden Blutvergiftung kommen. Die Eiterereger können sich auch in den Gelenken ansiedeln und zu Gelenkssentzündungen führen. Außerdem können die Bakterien in die im Bauch gelegenen Nabelstrukturen aufsteigen und dort Eiteransammlungen bilden. 

Wird bei der Kontrolle der neugeborenen Kälber eine Umfangsvermehrung des Nabels festgestellt, muss rasch gehandelt werden, um die oben beschriebenen Komplikationen zu vermeiden. Der Haustierarzt kann feststellen, ob es sich „nur“ um eine Entzündung des äußeren Nabels handelt oder ob bereits weitere Strukturen in der Bauchhöhle betroffen sind. Auch muss ein eingeklemmter Nabelbruch ausgeschlossen werden. Eine unkomplizierte Nabelentzündung lässt sich durch antibiotische und entzündungshemmende Behandlung über mehrere Tage in der Regel gut ausheilen. Sind Strukturen im Bauch betroffen, ist für eine vollständige Heilung häufig eine Operation nötig.


Nabelbruch

Autorin: Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e. V.

Bei einem Nabelbruch handelt es sich um einen Defekt der Bauchwand im Bereich des Nabelstranges. In der Folge können Eingeweide (Teile von Netz, Darm oder Labmagen) durch den Bruchring in einen aus Haut und Bauchfell bestehenden Bruchsack vorfallen. asset_imageNabelbrüche sind meist angeboren, können aber im Einzelfall auch nach einer abgeheilten Nabelentzündung entstehen. Charakterisiert ist ein Nabelbruch durch eine weiche, nicht schmerzempfindliche Umfangsvermehrung am Nabel, deren Inhalt sich problemlos in die Bauchhöhle zurückschieben lässt.

Das Allgemeinbefinden der Kälber ist ungestört. Kleinere Nabelbrüche verschließen sich oft innerhalb der ersten Lebenswochen von alleine. Probleme entstehen dann, wenn sich Darmteile oder der Ausgang des Labmagens im Nabelbruch einklemmen. In dem Fall kommt es zu einer mehr oder weniger akuten Störung des Allgemeinbefindens. Sind Darmteile eingeklemmt zeigen die Kälber in der Regel Kolik. Bei der Einklemmung des Labmagens ist der Verlauf etwas schleichender und die Kälber fallen oft durch gestörtes Allgemeinbefinden und eine vermehrte Füllung des Bauchs auf. In jedem Fall handelt es sich bei einem eingeklemmten Nabelbruch immer um einen Notfall, es muss unverzüglich ein Tierarzt zugezogen werden. Das Risiko des Einklemmens ist umso größer, je größer der Bruchsack und je kleiner die Bruchpforte ist. Schließt sich der Bruch nicht innerhalb der ersten Lebenswochen, muss eine Operation in Erwägung gezogen werden. Beim angeborenen Nabelbruch handelt es sich um eine Erbkrankheit, so dass betroffene Tiere von der Zucht ausgeschlossen werden sollten.

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